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wurde schließlich die Terrasse nach dem Lustgarten hinzugefügt und
von Schlüter die kuppelgeschmückte Kapelle im Westflügel erbaut. Von
den 700 Zimmern des weiten Schlosses ist das berühmteste der
Weiße Saal, der bei allen im Schloß stattfindenden großen Staats-
seierlichkeiten benutzt wird. Er ist mit vielen Bildsäulen und Gemälden
geziert und steht durch ein Treppenhaus mit der ebenfalls reich
geschmückten Schloßkapelle in Verbindung, die an 700 Personen faßt.
Vom Schloßplatz führt die Kurfürstenbrücke über die
eigentliche Spree in das alte Berlin. Auf ihr steht ein herrliches
Werk Schlüters, das Reiterstandbild des Großen Kur-
fürsten. Es stellt den siegreichen Helden in ruhiger Majestät dar,
in der Hand den Feldherrnstab, das kühne Auge dem Schlosse zu-
gewendet. Jenseits der Brücke liegen die Anfänge Berlins, das aus
einem Fischerdorfe sich zur Kaiserstadt entwickelte.
Westlich vom Schlosse, an der Schloßfreiheit, zeigt sich dem
Auge das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. Das
Denkmal ragt bis 20 m empor. Roß und Reiter haben die gewaltige
Höhe von 9 m. Der Kaiser im Feldmantel zügelt das Roß, das
von einem Friedensengel geleitet wird. Verschiedene allegorische
Figuren versinnbildlichen den Kampf und den Frieden. Eine Sand-
steinhalle, deren Eckbauten bronzene Viergespanne tragen, umgibt das
Denkmal auf drei Seiten.
Welche gewaltige Entwicklung liegt zwischen der Zeit, die das
Denkmal Kaiser Wilhelms verkörpert, und derjenigen, die durch das
Standbild des Großen Kurfürsten dargestellt wird! Als der Große
Kurfürst 1640 die Regierung antrat, zerfleischten sich die deutschen
Stämme im wildesten Bruderkriege, und das schwache Kurfürstentum
Brandenburg hatte im 30 jährigen Kriege keine ausschlaggebende Rolle
zu spielen vermocht. Unter Kaiser Wilhelm aber sehen wir Preußen
nach einem siegreichen Kampfe mit unsern westlichen Nachbarn, den
Franzosen, an der Spitze der deutschen Stämme und Deutschland
wieder mächtig und stark, das Sehnen der Väter erfüllt: Ein Kaiser
Und ein Reich! Nach H. Albrecht.
23. Einkehr in der Herberge.
In der Schuhmacherherberge zu Lüneburg klopfte es an die Stuben-
tür. Timotheus Schneck, ein wandernder Schustergeselle, trat ein und
sagte: „Schönen guten Abend, Frau Mutter! Ist der Herr Vater nicht da?"
Die er so begrüßte, war eine ältere, aber noch rührige Frau mit
rundem, rotem Kopf und hellen Augen darin. Von ihrem Haar war
nichts zu sehen; denn sie hatte ein gelbes Tuch um den Kopf geschlungen,
daß der Knoten gerade auf dem Scheitel saß und die zwei langen Zipfel
wie ein Paar Hörner steif zu beiden Seiten standen. „Der Herr Vater
ist nicht zu sprechen," sagte sie, „er hat sich zu Schanden gemacht, hat
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Schlüter Wilhelm_I. Wilhelms Wilhelms Wilhelm H._Albrecht Albrecht Timotheus_Schneck
Extrahierte Ortsnamen: Westflügel Berlin Berlins Brandenburg Deutschland Lüneburg
275
Am 30. Oktober 1870 leitete er das blutige Gefecht von Le Bourget,
in welchem die preußischen Garden die Franzosen aus diesem Orte Ver-
trieben, am 30. November und 2. Dezember die Kämpfe von Champigny
und Brie, wo 50 000 Deutsche 100 000 Franzosen zurückwarfen. Die
sächsische Artillerie war es, welche am 27. Dezember aus 76 Kanonen
das furchtbare Bombardement von Paris eröffnete, die Franzosen vom
Mont Avron vertrieb und so die Übergabe der Stadt und die siegreiche
Beendigung des ganzen Feldzuges einleitete.
Mit Ruhm bedeckt, kehrte Kronprinz Albert in sein engeres Vaterland
zurück, dessen Thron er nach dem Ableben seines um die Wissenschaft
hochverdienten Vaters am 29. Oktober 1873 bestieg. Seine unausgesetzte
Sorge war es, Sachsen im Deutschen Reiche den Ehrenplatz zu erhalten,
den ihm seine fleißigen Bewohner und seine tapfere Armee erworben
haben. Lesebuch für Realschulen.
123. zintertanenlreue.
i.
Die Stadt Freiberg im Sachsenlande führt aus alter Zeit den
Namen „Freiberg, die Getreue". Woher hat sie den Namen?
Kurfürst Friedrich der Sanftmütige lag mit seinem Vetter Wilhelm
von Weimar im Streite wegen Teilung des Landes. Friedrich bemächtigte
sich der Stadt Freiberg, die zu Wilhelms Teile gehörte, und verlangte
auf der Stelle, daß die Stadt nun eine Anzahl Truppen zum Kampfe
gegen ihren Herzog stellen sollte. Da versammelte sich der Rat der Stadt
und ward bald einig, daß sie ihrem Herrn treu bleiben wollten. In
feierlicher Ordnung zogen die wackeren Männer, ihre Sterbekleider mit
sich tragend, vom Rathause auf den Markt, wo der Kurfürst mit seinen
Truppen stand. Dort schlossen sie einen Kreis um ihren Bürgermeister
Nikolaus Weller von Molsdors, einen ehrwürdigen Greis mit grauem
Haupte. Dann trat der Alte hervor und gab im Namen der ganzen
Stadt folgende Erklärung: „Die Bürgerschaft Freibergs ist alle Stunden
bereit, ihr Leben im Dienste Euer Kurfürstlichen Durchlaucht zu opfern;
aber unmöglich kann sie sich entschließen, dem Eide der Treue zuwider,
den sie Herzog Wilhelm geschworen, die Waffen gegen ihn zu ergreifen.
Doch sie vertraut der bekannten Großmut des sanftmütigen Friedrich, er
werde von seinen harten Forderungen abstehen. Sollten aber Eure Kur-
fürstliche Durchlaucht auf diesem Begehren beharren, so werden sie als
rechtschaffene Untertanen eher ihr Leben lassen, als nur einen Augenblick
wider die Pflicht handeln, die sie gegen ihren Landesherrn haben. Ich
für meine Person", setzte der Bürgermeister hinzu, „will gern der erste
sein, der hier auf der Stelle niederkniet, um mir meinen alten, grauen
Kopf abschlagen zu lassen." Da ritt der Kurfürst an ihn heran, klopfte
ihn auf die Achsel und sprach: „Nicht Kopf ab, Alter, nicht Kopf ab!
Solcher ehrlichen Leute, die ihren Eid und ihre Pflicht so treu erfüllen,
bedürfen wir noch länger." Und damit stand er von seiner Forderung ab.
18*
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Extrahierte Personennamen: Le_Bourget Champigny Brie Albert Friedrich Friedrich Wilhelm
von_Weimar Wilhelm Friedrich Wilhelms Wilhelms Nikolaus_Weller_von_Molsdors Nikolaus Wilhelm Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Paris Sachsen Freiberg Sachsenlande Freiberg Freibergs
350
Die Stille der Versammlung hielt noch einen Augenblick
an. Da rief der Großherzog von Baden: »Seine Kaiserliche und
Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!' und entzündete
die allgemeine Begeisterung. Die Musik spielte »Heil dir im
Siegerkranz“, der Kronprinz aber beugte sein Knie, um als der
erste dem kaiserlichen Vater zu huldigen und ihm die Hand zu
küssen, doch dieser hob ihn auf, zog ihn an seine Brust und
küßte ihn auf beide Wangen. Drauf reichte er dem Schwieger-
söhne die Hand und ebenso den andern anwesenden Fürsten.
Die Geistlichen und die Offiziere traten einzeln und in Gruppen
heran, verbeugten sich und schritten zur Seite. Doch bald stieg
der Kaiser herab mitten unter die Seinen und ging durch die
Reihen, mit Offizieren und Gemeinen leutselig sprechend. Unter
den Klängen des Hohenfriedberger Marsches verließ der hohe
Herr, begleitet von den Prinzen und Fürsten, den Festsaal.
_______________ Staude und Göpfert.
Die Anbahnung des Verständnisses der humanen
wirtschaftlichen und politischen Aufgaben, die einer
Nation nach den Gesetzen ihrer geschichtlichen Ent-
wickelung gestellt find — ohne diese Schule gelangt kein
Volk zum rechten Gebrauch der ihm verliehenen politischen
Rechte. Schulze-Lklitzsch.
148. Kaiser Wilhelm I.
Kaiser Wilhelm war von hoher, edler Gestalt. Wer das Glück
hatte, ihn zu sehen, mußte staunen über die straffe, soldattsche Haltung
des Heldengreises. Mit einem echt königlichen, majestätischen Wesen
vereinigte er die größte Milde und Leutseligkeit. Andern Freude zu
machen, war seine Lust, und auch für Kinder hatte er oft ein freund
liches Wort. Wenn er in Ems im Bade war und spazieren ging,
streckten ihm die Emser Büblein nicht selten zuttaulich die Hand ent-
gegen, die er dann mit freundlichem Lächeln herzlich schüttelte. Der
Kaiser hatte ein kindlich frommes Herz. Ihn hatte das Glück nicht
übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht. Sein Wahlspruch war:
„Gott mit uns!" Wenn der Kaiser in Berlin wellte, so bewohnte er
nicht das prächtige Königliche Schloß, sondern sein einfaches Palais
am Eingänge „Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs des
Großen gegenüber. Das erste Fenster links in der Front ist das
„historische Eckfenster", nach welchem die Fremden in Berlin oft
stundenlang hinüberschauten, um ihren geliebten Kaiser zu sehen, wenn
er vom Arbeitsüsche aufstand und einmal ans Fenster ttat, um sich
zu erholen. So oft sich der Kaiser zeigte, brausten ihm Jubelrufe
entgegen, und manche Mutter hob ihr Kind auf, daß es des alten
Kaisers freundliches Gesicht sähe.
Der Kaiser Wilhelm war in allem sehr einfach. Als Schlafstätte
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm Wilhelm Friedrichs Wilhelm
401
Fslge wurde die Unfallversicherung dann weiter auch auf solche Arbeits-
kreise ausgedehnt, die in dem ursprünglichen Entwürfe nicht berücksichtigt
waren, um das Zustandekommen des Gesetzes nicht weiter zu verschleppen.
Zunächst wurde es auf die großen Transportbetriebe des Festlandes aus-
Hàhnt, dann weiterhin auf die Land- und Forstwirtschaft, auf den Bau-
betrieb und auf die bei der Seeschiffahrt tätigen Personen.
Bevor noch der Unfallversicherung alle in Aussicht genommenen Be-
triebe unterworfen waren, wurde bereits die an dritter Stelle in der kaiser-
lichen Botschaft hervorgehobene Versicherung der Arbeiter wegen
Alters und Erwerbsunfähigkeit in Angriff genommen. Im
Reichsamte des Innern wurden zunächst die Grundzüge des Gesetzes aus-
gearbeitet und am 17. November 1887, dem Jahrestage der kaiserlichen
Botschaft, veröffentlicht. Nachdem man so der öffentlichen Meinung Ge-
legenheit gegeben hatte, sich mit dem Stoffe zu beschäftigen, wurde ein
Gesetzentwurf ausgearbeitet und mit Genehmigung Kaiser Friedrichs Iii.
im April 1888 dem Bundesrate zur Beschlußfassung vorgelegt.
Inzwischen starb Kaiser Friedrich Hl Sein Sohn und Nachfolger,
unser jetziger Kaiser Wilhelm Ii., trat die Erbschaft seiner Väter an.
Wiederholt sprach er es aus, daß er sich voll und ganz auf den Boden
der Botschaft Kaiser Wilhelms I. stelle, und daß seine landes-
väterliche Fürsorge namentlich den Arbeitern gelte.
Bei der Eröffnung des Reichstages am 25. Juni 1888 sagte er:
„Insbesondere eigne Ich Mir die von Ihm (Kaiser Wilhelm I.) am
17. November 1881 erlassene Botschaft ihrem vollen Umfange nach an
und werde im Sinne derselben fortfahren, dahin zu wirken, daß die Reichs-
gssetzgebung für die arbeitende Bevölkerung auch ferner den Schutz erstrebe,
dm sie im Anschluß an die Grundsätze der christlichen Sittenlehre den
Schwachen und Bedrängten im Kampfe ums Dasein gewähren kann."
Am 24. Mai 1889 wurde das Gesetz vom Reichstage angenommen
und am 22. Juni 1889 vom Kaiser vollzogen. In Kraft trat es am
1. Januar 1891. So waren die nächsten Ziele der Botschaft Kaiser
Wilhelms 1. erreicht. Aber noch beschäftigte den Kaiser eine weitere Sorge
für den Arbeiter. Nach seinem Willen sollte diesem ein besserer und
wirksamerer Schutz für Gesundheit und Sittlichkeit zuteil
werden als bisher. Zu diesem Zwecke bedurfte es einer gründlichen Um-
gestaltung der Gewerbeordnung. Damit durch diese Umgestaltung die
deutsche Industrie und das deutsche Gewerbe in ihrem Wettbewerb auf dem
Weltmärkte nicht leiden und so auch zum Nachteile der Arbeiter geschädigt
würden, veranlaßte der Kaiser eine internationale Konferenz
zur Beratung dieser Frage.
Am 4. Februar 1890 richtete er an den Reichskanzler und den
Handelsminister zwei Erlasse, welche in ihrer Tragweite und Bedeutsamkeit
der kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881 gleichkommen. In
dem Erlaß an den Reichskanzler sagt er:
„Ich bin entschlossen, zur Verbesserung der Lage der deutschen
Arbeiter die Hand zu bieten, soweit die Grenzen es gestatten, welche
Lesebuch s. Fortbildungsschulen rc. Allg. Teil. Zß
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich_Hl Friedrich Wilhelm Wilhelms_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelms